Der Kreuzweg
Der Kreuzweg
Pilatus hat Schiss. Er gibt dem Druck der Priester und der Volksmenge nach. Er liefert Jesus an den Henker aus. Man lädt Jesus also ein schweres Holzkreuz auf die Schulter, damit er es hoch zum Golgotha schleppt, auf den Schädelberg, oben über der Stadt. Dort werden die Verurteilten gekreuzigt, damit alle etwas davon haben.
Jesus schwankt in der prallen Sonne. Die Leute lachen, manche weinen, manche klatschen Beifall. Andere gucken fasziniert zu, manche machen sogar Videoaufnahmen. Pommes-frites-Buden sind aufgestellt, es gibt Bratwürste, Andenkenhändler und gekühlte Getränke. Jesus stürzt mehrmals. Mit Tritten in den A…rm bringt man ihn wieder auf die Beine.
Ein Mann löst sich aus der Volksmenge: Simon von Kyrene. Das ist kein Heiliger, kein ‘Apostel Simon’. Einfach ein Mann, der es nicht erträgt, hier nur tatenlos zuzuschauen. Und – obwohl es von Gesetzes wegen verboten ist – er hilft Jesus. Er trägt das Ende vom Kreuz, das auf der Erde schleift. Eine Frau tritt auch aus der Menge. Mit einem Tuch wischt sie das Gesicht Jesu ab, das von Blut und Schweiss trieft. Sie heisst Veronika.
Ganz oben auf dem Schädelberg wartet schon der Henker. Er hat seine Materialkiste dabei. Mit Nägeln, Hammer, Beisszangen. Endlich kann’s losgehen!